Prof. Dr. med. André-Michael Beer ist im Sommer 2024 nach 27 Jahren als erster Direktor der Klinik für Naturheilkunde an der Klinik Blankenstein in Hattingen in den Ruhestand gegangen. Seine Arbeitsschwerpunkte waren die ambulante und stationäre Versorgung vor allem chronisch Erkrankter mit klassischen Naturheilverfahren. Er studierte an der RWTH Aachen Humanmedizin, promovierte dort in der Abteilung Physiologie und absolvierte am Luisenhospital Aachen seine Facharztausbildung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Zusatzbezeichnungen erlangte er für Naturheilverfahren, Physikalische Medizin, Rehabilitationswesen, Balneologie und medizinische Klimatologie sowie Zusatzqualifikationen in Akupunktur, Notfallmedizin und psychosomatische Medizin. 2004 habilitierte er sich als erster Mediziner nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland an einer staatlichen Universität (Ruhr-Universität Bochum) auf dem Gebiet der Naturheilkunde und lehrte dort Naturheilverfahren und Physikalische Medizin. Seine zahlreichen Publikationen sind in namhaften Zeitschriften und als Bücher erschienen. Den Vorsitz im Ausschuss für Wissenschaft, Forschung und Entwicklung im Deutschen Heilbäderverband führt er bis heute.
Interview mit Beiratsmitglied Prof. Dr. med. André-Michael Beer
Nachgefragt: Was bedeutet Integrative Medizin für Sie, Herr Professor Beer?
1. Integrative Medizin bedeutet für mich, …
…dass neben den notwendigen schulmedizinischen Leistungen die klassischen Naturheilverfahren und die evidenzbasierte Komplementärmedizin in die Behandlung in den jeweiligen medizinischen Fachgebieten eingezogen werden.
2. Die Initiative Integrative Medizin unterstütze ich, …
…weil ich überzeugt bin, dass es eine Institution braucht, die es sich zur Aufgabe macht, auf die jeweiligen Grenzen und Möglichkeiten ergänzender Maßnahmen in unserem Gesundheitssystem hinzuweisen und die Evidenzfindung und Integration zu unterstützen.
3. Für die Zukunft der Medizin in Deutschland wünsche ich mir…
…dass die klassischen Naturheilverfahren und evidenzbasierte Komplementärmedizin zunehmend Eingang in die medizinische Regelversorgung finden. Gerade bei chronisch Erkrankten sind die konventionellen medizinischen Therapien in Bezug auf Indikation, Wirksamkeit und Nebenwirkungen oft limitiert, so dass hier die Einbeziehung der ergänzenden Verfahren unverzichtbar ist.